Von Christoph Heinzel
Vechta. Alfons Mönnich nimmt einen Drilling mit Zielfernrohr und reicht diesen Theresa Pöhlking. Die 30-Jährige beschreibt ihrem Prüfer die Waffe und deren Eigenschaften. Anschließend geht es weiter mit Fanggeräten, zum Schluss muss sich die Lohnerin für eine Kurzwaffe entscheiden, um einem verwundeten Keiler den sogenannten Fangschuss zu geben. Sie entscheidet sich für einen Revolver. An einer anderen Prüfungsstation im Waldgebiet um das Gut Welpe beantwortet Marit Heitlage die Fragen von Martina Böckermann zum Thema Haar- und Federwild.
Theresa Pöhlking und Marit Heitlage sind zwei von 74 angehenden Jägern, die jetzt die letzte Prüfung ihres „Grünen Abiturs“ abgelegt haben. Nach der theoretischen und der Schießprüfung stand nun in Vechta die mündlich-praktische auf dem Programm. Letztere verteilte sich aufgrund der Menge an Prüflingen auf 2 Tage. Das Alter der Teilnehmer lag zwischen 16 und 70 Jahren und der Anteil der angehenden Jägerinnen bei 25 Prozent. „In den letzten Jahren verzeichneten wir eine deutlich höhere Anzahl an Teilnehmerinnen“, so Kreisjägermeister Marco Sadelfeld. Die Jagdprüfung findet im Kreis Vechta einmal im Jahr statt.
Getestet wurde das Wissen in den folgenden fünf Bereichen: 1. Wild und andere frei lebende Tierarten, 2. Jagdwaffen und Fanggeräte, 3. Naturschutz, Hege und Jagdbetrieb, 4. die Behandlung des erlegten Wildes, Wildkrankheiten, Jagdhunde und jagdliches Brauchtum sowie 5. Jagd- und Waffenrecht. Mindestens 12 Minuten sollte die Prüfung in den Einzelbereichen dauern. „Das Wichtigste ist heute, keinen sicherheitsrelevanten Fehler zu machen“, sagte Theresa Pöhlking, denn dieser führe automatisch zum Nichtbestehen. Dasselbe gilt, wenn das Ergebnis in den Bereichen Tierkunde und Waffen insgesamt schlechter als vier ist.
Marco Sadelfeld hat als Kreisjägermeister und Vorsitzender der 18-köpfigen und von ihm berufenen Prüfungskommission die bei der schriftlichen Prüfung zu bearbeitenden Fragen ausgewählt. 20 pro Fachgebiet, sodass in der Prüfung 100 Fragen zu beantworten sind. 4000 hätte er zur Auswahl gehabt, erzählt der Kreisjägermeister. Die Prüfer hätten in der mündlich-praktischen Prüfung die Aufgabe, die Ergebnisse aus der Theorie zu überprüfen, so Alfons Mönnich.
Eine gewisse Nervosität sei anfänglich vorhanden gewesen, erzählt Marit Heitlage, doch diese habe sich nach und nach gelegt. Die 18-Jährige gewöhnte sich an die Situation und fand ihren Prüfungsrhythmus. Die Langwegerin stammt aus einer Jägerfamilie – Großvater, Vater und Onkel sind Jäger. Durch sie lernte sie die Natur kennen und schätzen. Nach ihrem Abitur im nächsten Jahr überlegt sie, Forstwirtschaft zu studieren.
Ihr Prüfungsgespräch mit Martina Böckermann absolviert sie souverän. „Sie war sehr gut“, sagt die Prüferin. Die Jägerin erzählt, dass sie es auch als ihre Aufgabe sieht, sich auf die Prüflinge einzustellen und das Wissen aus ihnen herauszukitzeln. Diese wiederum müssten ihr Wissen mittels Fachbegriffen und der Jägersprache zeigen. Dabei sagt sie nicht, ob die Antworten richtig oder falsch waren. Jedem werde aber die Gelegenheit gegeben, sich zu korrigieren. Am Ende verteilt Marco Sadelfeld die Prüfungszeugnisse. Mit diesen können die Jäger ihren Jagdschein beim Landkreis beantragen. Von den 74 angetretenen Prüflingen haben nach Auskunft des Kreisjägermeisters 70 bestanden und vier sind durchgefallen. Marit Heitlage und Theresa Pöhlking haben ihre Jagdprüfung mit Bravour bestanden. Erstere meint: „Die praktische Prüfung hat deutlich mehr Spaß gemacht.“
Theresa Pöhlking findet: „Auf die Theorie konnte man sich besser vorbereiten, aber die praktische Prüfung machte mehr Spaß, der Bezug zu später ist größer.“